Umsteigen in Frankfurt/Main – Besser nicht

Es waren einmal zwei Brüder. Einer ging zur Fremdenlegion, einer wollte am Frankfurter Flughafen umsteigen. Von beiden hat man nie wieder gehört.

Ich war noch nie in Frankfurt am Main. Nein, das stimmt nicht. Ich war schon ganz oft in Frankfurt am Main, allerdings immer am Flughafen nie in der Stadt. Den Frankfurtern wünsche ich von Herzen, daß ihre Stadt ganz anders ist als der Flughafen, weil der ist eine Zumutung.

Egal an welchem Gate ich ankomme, es befindet sich in oder neben einer Baustelle. Mittlerweile dürfte dieser Flughafen ein völlig verwinkeltes, irrsinniges architektonisches Monstrum sein, an dem permanent weiter gebaut werden muß – vermutlich eine Art von Fluch. Statt Das Haus mit den sieben Giebeln handelt es sich um Das Gebäude mit den siebzig Baustellen. Noch erschreckender sind diese langen, vereinsamten Gänge. Einmal falsch abbiegen und man ist auf immer verloren. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Personen, die offiziell als vermißt gelten, am Frankfurter Flughafen lediglich umsteigen wollten und sich auf Nimmerwiedersehen verirrt haben.

Egal an welchem Gate ich lande, es ist immer das am weitesten entfernte von dem Gate, von dem ich abfliegen soll. Ich glaube, die haben eine eigene Software, die den längsten Weg für jeden Passagier ausrechnet. Immerhin sollen die Passagiere die Baustellen und labyrinthartigen Gänge ins ewige Vergessen ja genießen. Die "Anreise" vom Ankunftsgate zum Flieger nach Argentinien war letztens derart lange, daß ich dachte, ich sei bereits in Südamerika, als ich endlich beim Abfluggate ankam. Darüber hinaus veranstaltet der Frankfurter Flughafen regelmäßig eine Gate-Lotterie. Ich habe leider noch nie gewonnen, denn die Gate-Nummer auf meiner Bordkarte stimmt niemals mit der Nummer des tatsächlichen Abfluggates überein. Meistens stimmt sie auch nicht mit der Nummer überein, die am Monitor angezeigt wird. Das verwirrt nicht nur Fluggäste. Einmal saß ich vor Gate 21 und wartete auf die Maschine nach Wien. Nachdem ich wiederholt auf Spanisch gefragt wurde, ob von hier der Flieger nach Barcelona starten würde, wand ich mich verunsichert an die Dame, die hinter dem Schalter von Gate 21 saß: "Entschuldigung, der Flug XY123 nach Wien sollte von Gate 21 abgehen. Verhält es sich tatsächlich so?" Sie antwortete: "Das müssen Sie bei Gate 21 nachfragen." Mein Hinweis, es würde sich hier um genau dieses Gate handeln, hat die Dame zwar sehr schockiert, sie konnte aber wenigstens herausfinden, daß mein Flug eigentlich von Gate 17 startet. Trotz dieser Zustände sind Wanderschuhe für den Frankfurter Flughafen nicht empfehlenswert.

Egal zu welchem Gate ich muß, auf dem Weg dorthin bekomme ich es mit einem Sicherheitspersonal zu tun, das genau so umständlich wie unfreundlich ist. Nicht einmal an US-amerikanischen Flughäfen wird ein solches Procedere betrieben. So stellten für eine Mitarbeiterin simple schwarze Halbschuhe aus Glattleder ohne Schnallen oder Dergleichen ein enormes Risiko dar, denn sie bestand vehement darauf die Schuhe separat durch den Handgepäckscanner zu schicken. Das sorgte sogar bei ihren Kollegen für verwundertes Kopfschütteln. Ein weiteres Highlight ist die neuerdings automatisierte Paßkontrolle. Die dauert fünfmal länger als die herkömmlich, vorausgesetzt sie funktioniert. Nachdem mehrere Versuche erfolglos waren, machte ich den Mitarbeiter, der mich in diese Schleuse geschickt hatte, darauf aufmerksam. Seine Antwort: "Doch das funktioniert!" Dabei hatte ich noch Glück, denn der Automat streikte bereits bei der ersten Tür. In der Nebenschleuse war ein Mann zwischen zwei Türen gefangen. Wahrscheinlich hängt er nach wie vor fest, denn wir haben gesagt bekommen, daß es funktioniert. Die beiden Herren, die sich danach persönlich der Kontrolle meines Paßes annehmen sollten, verhielten sich, als hätte ich das Gerät, das doch funktioniert, kaputt gemacht. Der eine ignorierte mich komplett, da er intensiv mit seinem Handy beschäftigt war. Der andere brachte zumindest die "Freundlichkeit" auf mich zu fragen, was ich hier wolle. Der aufgeklappte Paß, den ich ihm zeigte, was wohl ein zu subtiler Hinweis. Ich habe mich beim Weggehen natürlich dafür entschuldigt, die Herren beim Nichtstun gestört zu haben.

Liebe Frankfurter, ich hoffe wirklich, daß eure Stadt ganz anders ist als euer Flughafen.

Kommentare sind geschlossen.