Gut 10 Jahre lang träumte ich davon in die Antarktis zu reisen. Heuer im Februar ist es mir tatsächlich gelungen. Ich bin um etliche Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse reicher, aber auch um einen Traum ärmer.
Seit meiner Rückkehr habe ich lange nachgedacht und mehrere Versuche gestartet, diese Reise zu beschreiben. Es gibt so viel, worüber ich berichten wollte: die freundlichen Leute in Buenos Aires und Ushuaia; unser fantastischer Expeditionsleiter Alex von G Adventure; die Drake-Passage inklusive langer Phasen von Seekrankheit; das tolle Service an Bord der MS Expedition; die gigantischen Eisberge in ihren grandiosen Farbvariationen von Weiß über Blau bis hin zu Smaragdgrün; die antarktische Stille; die Zodiacfahrten zwischen Robben, Seeleoparden und Walen; die aufgelassenen sowie die aktiven Antarktisstationen (Ich habe in der unbewohnten Antarktis mehr Menschen getroffen als in der bewohnten Arktis.); die Erfahrung weit über den südlichen Polarkreis gelangt zu sein; die einzigartige Landschaft des antarktischen Festlands; das Kalben der Gletscher; das Bewußtsein einer Welt teilhaftig zu werden, die wir mit einer Vehemenz zerstören, daß sie die Generation nach uns, so schon nicht mehr sehen wird; Kap Horn zu passieren, während Albatrosse zum Greifen nahe um das Schiff fliegen und natürlich die Pinguine, diese putzigen 45 cm kleinen Frackträger, mit einem Selbstbewußtsein als wäre sie 2 m groß. Nur, ich weiß nicht, wie ich das alles in Worte fassen soll.
In Red Rock Ridge, dem südlichsten Punkt unserer Reise, beobachteten eine Mitreisender aus Australien und ich eine Kolonie von Adeliepinguinen. Plötzlich fragte er: "Wie kann ich das den Leute daheim beschreiben?" Und wir kamen überein: "Gar nicht. Man muß es selbst erleben." Wir können Reiseerlebnisse erzählen, Bilder und Videos zeigen, aber das wird der Antarktis nicht gerecht. Die Autorin Maria Semple schrieb: "[…] if Antarctica could talk, it would be saying only one thing: you don’t belong here." Vielleicht bestraft uns Antarktika für das unbefugte Betreten mit dem Fluch, niemanden wirklich beschreiben zu können, was es bedeutet dort gewesen zu sein.
Als ich zurück in Wien war, zeigte das Thermometer -16°C. Die tiefste Temperatur, die ich während der Reise erlebt hatte, lag bei -1°C. Jedem, der mich fragte: "Wie war’s in der Antarktis?", antwortete ich: "Wärmer."