Baden bei Wien liegt, wie der Name unschwer erkennen läßt, nicht weit entfernt von der Hauptstadt. Wider Erwarten eignet sich die Biedermeierstadt hervorragend für einen Kurzurlaub, bei dem ausgerechnet das Baden der fadeste Aspekt war.
Baden ist für Vieles bekannt: Kurort, kaiserliche Sommerresidenz, Biedermeierarchitektur, Casino. Weniger bekannt ist die vielfältige Museumslandschaft – klein aber oho. Badens prominentester Kurgast war wohl Ludwig van Beethoven. Er unternahm ausgedehnte Spaziergänge und hatte seine Lieblingsplätze.
Absolut verständlich, denn dieser leicht zu bewältigende Weg durchs Helenental entlang dem Ufer der Schwechat führt in eine ruhige Idylle.
Das Haus, in dem Beethoven wiederholt wohnte und Teile der 9. Symphonie komponierte, wurde mit viel Sorgfalt, Geschmack und Innovation zu einem sehr schönen Museum gestaltet.
Das Spielzeugmuseum ist aus einer Privatsammlung von Puppen, Teddybären, Puppenstuben, etc. hervorgegangen. Wenn ich an solchen Orten Dinge aus meiner Kindheit in den Vitrinen wiedererkenne, weiß ich nie, ob ich mich freuen, oder angesichts meines fortgeschrittenen Alters weinen soll. Bis jetzt habe ich mich immer gefreut, was ich wahrscheinlich meinem kindlichen Gemüt verdanke.
Eine weitere Privatsammlung, die des Arztes Anton Franz Rollett, bildet den Grundstock des Rollettmuseums. Inzwischen wurde es um etliche Exponate aus dem Stadtarchiv erweitert. Es wirkt, als hätte die Stadt Baden nach ein paar hundert Jahren den Dachboden ausgemustert und alles, was sie nicht wegschmeißen wollte, ausgestellt. Abgesehen von den kunterbunten, teilweise skurrilen Exponaten punktet dieses Museum mit einem außergewöhnlich herzlichen Personal.
Merkwürdig, daß ausgerechnet die Therme in Baden keinen bleibenden Eindruck hinterläßt. Von dem Namen "Römertherme" erwartet man sich mehr als einen lieblosen Bau, der innen wie außen den Charme der 1970er Jahre versprüht. Dafür steht am Gipfel des Kurparks ein Äskulaptempel, der ein lohnendes Motiv für einen weiteren Versuch der Kategorie "Zuerst Farbe, dann alles andere" darstellte.
1934 wurde im Kurhaus das Casino Baden eröffnet. Das ist der Haupteingang in einen mehrstöckigen, großen Komplex mit einer riesigen Terrasse. Obwohl ich Zeit genug gehabt hätte, wollte ich eine richtige Reiseskizze machen: der für mich wichtigste Ausschnitt, minimale Vorzeichnung, Farbe zuerst und das alles so rasch wie möglich.
Ich bin wahrlich keine Spielernatur, besuche das Casino allerdings von Zeit zu Zeit gerne, weil sie ein tolles Kombiangebot mit einem mehrgängigen Dinner anbieten. Die Cocktails sind unterdurchschnittlich, das Essen und die Weine dafür hervorragend. Und ganz offen gesagt, wo es solche Kellner gibt, muß man sich einfach wohlfühlen.