Fast ein Jahr habe ich mich darauf gefreut nach Torcello zurückzukehren. Gleich vorweg, selbst bei Wind und Regen ist die Insel traumhaft, vermutlich weil es dann noch ruhiger ist. Lediglich das Zeichnen wurde durch die Wetterbedingungen etwas erschwert.
Heuer habe ich den Campanile der Basilika erklommen. Da Rampen und kaum Treppen hinaufführen, war es leichter als vermutet. Dennoch ist es eher etwas für kleinere Leute, die keinesfalls Platzangst haben sollten. Mit dem 360° Panoramafoto wurde es leider nichts. Der Ausblick ist schön, aber vergittert.
Absolut sehenswert sind die Mosaike der Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Das Jüngste Gericht an der Westwand entfaltet seine ganze Pracht, wenn die Sonne durch die Fenster an der Südwand scheint.
Natürlich habe ich wieder die Kirche San Fosca in unterschiedlichen Variationen gezeichnet. Es ist mittlerweile das von mir am häufigsten gezeichnete Gebäude. Normalerweise verwirren mich so viele Biegungen und Winkeln, doch hier haben sie eine magische Anziehungskraft.
Torcello liegt in Sichtweite von Burano und Mazzorbo. Mit letzterer hat es eine Gemeinsamkeit. Auf den beiden Inseln gibt es Weingärten, in denen die Traube Dorona di Venezia wächst.
Burano ist bekannt für seine bunten Häuser.
Es hat auch einen schiefen Turm. Der Campanile von San Martino hat immerhin einen Neigungswinkel von 3,45°.
Und was habe ich sonst noch all die Tage auf Torcello getan? Nichts, ich habe die Ruhe genossen und das war auch notwendig. "May you live in interesting times.", las ich in Venedig auf den Plakaten anläßlich der 19. Biennale. In den letzten 24 Stunden vor meiner Heimreise erlebte Österreich den Beginn eines noch nie dagewesenen Politskandals, den Rücktritt des Vizekanzlers, die Ausrufung von Neuwahlen und in Folge die erstmalige Amtsenthebung eines amtierenden Ministers durch den Bundespräsidenten, die Einsetzung eines partiellen Expertenkabinetts, den ersten erfolgreichen Mißtrauensantrag der 2. Republik sowie die Bestellung der ersten Bundeskanzlerin in diesem Land. Ja, seit ich zurück bin, lebe ich in sehr interessanten Zeiten.