Sketching – Wie alles begann

Wie so viele Menschen bin ich ein Opfer seltsamer Unterrichtsmetoden in einem seltsamen Schulsystem. Nach der Volksschule hatte ich einmal pro Woche zwei Stunden Zeichenunterricht. Der Lehrer (selbst ein sehr talentierter Zeichner) betrat den Klassenraum und verkündete: "Heute malen wir ein Dorf." oder "Heute malen wir eine Straße." oder "Heute malen wir eine Hand.", etc. Aber er vergaß immer zu erwähnen, wie wir das machen sollten. Wir malten (fast ausschließlich) auf billigem Papier, benutzen billige Farben und noch billigere Pinsel. Kaum verwunderlich, daß als ich mich zwischen Zeichnen und Musik entscheiden mußte, ich letzteres wählte. Nicht weil ich gut singen kann. (Ich habe in meinem ganzen Leben keinen richtigen Ton erwischt, aber zum Glück war eher Interesse für Musikgeschichte gefordert.) Ich wählte Musik, weil Zeichnen mit frustrierte. Verschlimmert wurde es dadurch, daß ich nie singen, aber immer zeichnen wollte.

Viele Jahre später sah ich ein Interview mit – ich vermute – Österreichs letzter Botanischen Malerin. Ich vertiefte mich in die Materie, lernte viel über die faszinierende Geschichte der Botanischen Malerei und nahm an meinem ersten Malkurs teil. Ich traf nette Leute und verbrachte ein großartiges Wochenende, an dem ich leider herausfand, wie wenig ich mich für Botanik begeistern kann (Asche auf mein Haupt).

Ein Bekannter empfahl mir Betty Edwards Garantiert zeichnen lernen. Ein hervorragendes Buch, das zeigt, wie wirklich jeder zeichnen kann. Unglücklicher Weise fand ich niemanden in meiner Umgebung, der diese Methode lehrt. So sehr ich an theoretisches Wissen glaube, es ist recht sinnlos ohne zumindest ein wenig Praxis. Außerdem musste ich zwischenzeitlich mein Leben reorganisieren, weshalb ich das Zeichnen wieder ganz aus den Augen verlor.

Vor etwa einem Jahr stolperte ich über ein Video auf You Tube. Dabei hörte ich erstmals etwas von Urban Sketching. Ich war gerade von einer Reise aus dem wunderbaren Venedig zurückgekommen. Auf meiner Festplatte lagen hunderte Fotos, welche bearbeitet, katalogisiert und in präsentierbare Formen gebracht werden mußten. Das dauert manchmal länger als die eigentliche Reise. Noch dazu bin ich mit der Arbeit an meinen Reisefotos ca. 10 Jahre im Rückstand. Urban Sketching erschien nicht nur als perfekte Kombination zwischen Reisen und Zeichnen, sondern könnte auch meinen Fotgrafierwahn eindämmen. (Wer viel zeichnet, hat weniger Zeit alles aus jedem Blickwinkel mehrfach zu fotografieren.) Ich nahm also einen Fineliner sowie eine Brushpen und versuchte mich an meiner erstem "Urban Sketching" nach einem Foto einer typischen venezianischen Sehenswürdigkeit.

Pigma Micron 003, Neuland Fine One Brush Grau (Nr. 101); Lana Esquisse Sketchpad 96g

Dafür, daß ich seit Jahren nicht mehr gezeichnet hatte, fand ich das Ergebnis gar nicht so schlecht. Zumindest ermutigte es mich, weiter zu machen. Mit all den Materialien, die sich über die Jahre angesammelt hatten, versuchte ich weitere Sehenswürdigkeiten nach Fotos zu zeichnen.

Pigma Micron 003, Farber Castell Pitt F (Sepia), Neuland Fine One Brush Grau (Nr. 101), Lana Esquisse Sketchpad 96g

Tombow Brush (Nr. 947), Daler Rowney Skizzenbuch140g

Nach einigen Wochen hatte ich mit der Seufzerbrücke genau die Art Zeichnung geschaffen, die ich mir erhofft hatte. Es war Zeit in die freie Wildbahn zu gehen.

Lamy Safari F, Rohrers Antiktusche Ceresschwarz, WN Aquarellfarbe, Neuland Sketch pad

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