Eigentlich mache ich im Advent nur kleine Reisen, weil ich in dieser Zeit immer ehrenamtlich in der Wiener Krippenschau tätig bin. Da sie coronabedingt die letzten beiden Jahre entfallen musste, habe ich mich an einen ruhigen Advent und größere Reisen gewöhnt. (Außerdem habe ich nicht damit gerechnet, dass die Ausstellung heuer stattfinden kann.) Daher habe ich eine Adventreise nach Paris gebucht.
Bevor es vorweihnachtlich wird, leiste ich Abbitte gegenüber dem Flughafen in Frankfurt, denn was ich sowohl bei der Ankunft als auch bei Abflug am Terminal 1 in Paris erleben durfte, ist mir zum Glück in den 40 Jahren, die ich nun über 5 Kontinente fliege, noch nie passiert. Falls jemand die Zentrale des Chaos, der Inkompetenz und Dummheit sucht, ein Flug nach Paris bringt ihn ans Ziel. Dort gibt es Hinweisschilder zum Zug, die zu gesperrten Liften oder in Sicherheitszonen aber nicht zum Zug führen. Mitarbeiter, die nicht die geringste Ahnung haben, wo sie sich befinden und einen statt zum Shuttlelzug auf die Autobahn schicken und Abgflugbereiche mit 10 Gates, wo für jedes Gate 20 Sitzplätze vorgesehen sind. Ja, die Passagiere, sitzen dort auf dem Boden, während ihren hartnäckig verschwiegen wird, dass ihr Flug von einem anderen Gate mit 40 Minuten Verspätung abfliegen wird. Alles in allem Erlebnisse, die man nur den Verantwortlichen und Ihren Angestellten an diesem Flughafen zumuten möchte.
Früher war ich regelmäßig in Paris. Irgendwann war ich mit dem Besichtigungsprogramm durch, besuchte Versailles, den Asterix-Park und natürlich Euro Disney, das ich selbstverständlich wieder aufsuchen mußte. Ohne erkennbaren Grund hörten diese Abstecher in die französische Hauptstadt auf. Gut 25 Jahre nach meinem letzten Aufenthalt wollte ich das weihnachtliche Paris erkunden, das angeblich in einem ganz besonderen Glanz erstrahlt. Tatsächlich blendet einem der Weihnachtsmarkt in den Tuilerien geradezu. Eigentlich ist es ein Vergnügungspark, mit ausgedehntem kulinarischem Angebot und ein paar Verkaufsständen. Alles, wirklich alles – sogar der Geisterbahn – ist auf Weihnachten getrimmt. Stimmungsvoller Adventzauber ist das keiner, macht jedoch auf Grund des Überangebots an Weihnachtskitsch richtig Spaß. Das absolute Highlight sind drei Rentiere. (Wer das Video bis zum Schluss schaut, wird verstehen weshalb.) Montmartre hat einen winzigen Weihnachtsmarkt, der dafür sehr schön gelegen ist. Hungrige finden im großen Zelt beim Gare de l’Est die Erfüllung. Es heißt zwar "Elsässischer Weihnachtsmarkt", verkauft werden allerdings fast ausschließlich Lebensmittel aus dem Elsass. Da Notre-Damenoch immer restauriert wird, übersiedelte der traditionelle Markt vom Platz vor der Kathedrale auf den Square René Viviani. Einerseits gab es dort sehr schönes Kunsthandwerk zum Kaufen, andererseits lädt das charmante Viertel um die nahegelegene Kirche St-Julien-le-Pauvre zu einem ausgedehnten Bummel ein. Die Dichte an Lokalen sorgt dafür, dass man garantiert keinen Hunger leiden muss.
Irgendwann hatte sogar ich genug von der Vorweihnachtszeit und machte einen Abstecher ins Musée d’Orsay. Es beeindruckt mich jedes Mal mit seinen Sammlungen genauso wie mit seiner Architektur. Obwohl ich mich für die Impressionisten gar nicht so begeistern kann, ist es eines meiner Lieblingsmuseen.
Wer noch nie in Paris war, sollte keinesfalls im Winter hinfahren. Die Stadt entfaltet viel von ihrem Zauber, wenn man an der Seine entlang spaziert oder draußen in einem Café sitzt. Was in der kalten Jahreszeit eher trostlos wirkt, ist im Frühling prachtvoll anzusehen. Stadt der Lichter ist Paris allerdings auch im Winter, denn wirklich enttäuschend war nur die so hochgepriesene Weihnachtsdekoration im Kaufhaus Galeries Lafayette.