Ein Besuch am Habanerhof

Schon einmal in Veľké Leváre gewesen? Was, wirklich nicht! Also ich bin dort ganz oft – durchgefahren. Die Gemeinde mit über 3.500 Einwohnern liegt in der Westslowakei und hat eine weithin sichtbare Barockkirche. Die eigentliche Sehenswürdigkeit liegt jedoch abseits der Durchfahrtsstraße. Das weiß ich, weil ich Ende Juni erstmals in dem Ort haltgemacht habe.

Veľké Leváre war einst ein Zentrum der Habaner. Ich gestehe, ich hatte bis vor kurzem keine Ahnung, wer die Habaner waren. Das 16. Jahrhundert brachte im Zuge der Reformation etliche neue Glaubensströmungen hervor. Eine davon waren die Wiedertäufer (aka Anabaptisten). Der Tiroler Jakob Hutter propagierte ab 1528 nicht nur die Erwachsenentaufe sondern auch die Gütergemeinschaft. Wie alle Wiedertäufer stießen auch die Hutterer bei der Obrigkeit auf wenig Gegenliebe. Einige von ihnen siedelten sich in der Slowakei an, die damals zu Ungarn gehörte. 2019 ist es schwer vollstellbar, aber Ungarn galt im 16. Jahrhundert wie – ebenfalls kaum zu glauben – Polen als sehr tolerantes Land. Obwohl die genaue Herkunft und Bedeutung des Begriffs "Habaner" unklar ist, wurde er eher verächtlich von den Einheimischen für die neuhinzugezogenen Hutterer verwendet. Die Habaner lebten in Gütergemeinschaft auf eigenen Höfen.

Sie wurden für ihr handwerkliches Können geschätzt, wobei besonders die bunten, stark gemusterten Habaner Fayencen beliebt waren. Natürlich dauerte die friedliche Idylle nur kurz. Der Dreißigjährige Krieg, die Türkeneinfälle sowie Maria Theresia sorgten dafür, daß im Laufe der nächsten zwei Jahrhunderte die Habaner entweder abwanderten oder zum Katholizismus konvertierten.

In Veľké Leváre gibt es einen sehr gut erhaltenen Habanerhof mit einem kleinen Museum. Jedes Jahr wird der Habanerkirtag veranstaltet. Eine Mischung aus Markt, Volksfest und Living History. Es ist eher eine lokale Attraktion mit einigen Besuchern aus der näheren Umgebung. Wer Slowakisch spricht, ist klar im Vorteil. Wer nur fünf unzusammenhängende Wörter stammeln kann, kauft sich im Museum ein informatives, reichlich bebildertes Büchlein.

 

Am bis dato heißesten Tag des Jahres zeichnete ich die Eingangsfront des Habanermuseums.

Gerne hätte ich mich noch einigen Detailstudien gewidmet, doch meine Mitfahrgelegenheit drängte zum Aufbruch. Da ging sich nur mehr eine schnelle Schwarzweißskizze mit der Sailor Fude aus.

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