Ich habe mir in Florenz einen Bleistift gekauft. Nein, mir ist nicht so fad, daß ich über derart Banales einen Blogbeitrag verfassen muß. Es ist nämlich nicht irgendein Bleistift, genauer gesagt ist es ein Silberstift, noch genauer gesagt ein Nachfahre des Silberstiftes. Alles klar? Wohl kaum, also der Reihe nach.
Zwischen dem Stilus im antiken Rom und der Entwicklung der Graphitstifte gab es den Silberstift. Das war ein Stück Holz oder Metall, an dem vorne eine abgerundete Spitze aus Silber, Blei oder Zinn angebracht war. Kam diese mit einem rauen, speziell präparierten Papier in Kontakt, oxidierte das Metall und es entstanden feine graubraune Linien. Der Silberstift war bis ca. zur Mitte des 16. Jahrhunderts in Gebrauch. Dann wurde er von Graphitstiften, bis heute "Bleistifte" genannt, verdrängt. Zahlreiche Künstler darunter Hans Holbein, Albrecht Dürer, Rafael und Leonardo da Vinci benutzten Silberstifte.
Meine moderne Variante nennt sich Prima und wird von der Firma Napkin hergestellt. (Auch wenn es nicht so klingt, es handelt sich um ein italienisches Unternehmen.) Im Prinzip funktioniert er genauso wo wie anno dazumal. Auf einem ca. 17 cm langen Metallstift befindet sich eine Ethergraf®-Metallmine. (Den Metallstift gibt es in mehreren Farben, was sich nicht auf die Farbe der Mine auswirkt, die produziert immer graubraune Linien.)
Im Gegensatz zu früher wird kein spezielles Papier mehr benötigt, d. h. die Oxidation gelingt auf Kopierpapier, Aquarellpapier, etc. Die Linien sind dünn und recht hell. Mit etwas Druck werden sie ein wenig dunkler. Bei dünnem Papier kann dadurch Verso schon mal eine Wölbung entstehen.
Eine Fläche füllen, geht nur mittels Schraffieren und radieren ist sinnlos. Der Prima ist also kein Ersatz für einen Bleistift, hat allerdings einige unschlagbare Vorteile. Er ist wasserfest. Der Prima hält (laut Hersteller) ewig und muß nie gespitzt werden. Mit seinen 20g liegt er gut in der Hand. Darüber hinaus sieht er wirklich stylish aus. Ich zeichne damit natürlich um keinen Deut besser, aber wann immer ich den Prima benutze, fühle ich mich in die Renaissance versetzt und ein Hauch Genialität der großen Geister dieser Epoche weht an mir (leider spurlos) vorüber.