Schon wieder Marseille

Schön langsam komme ich fast so oft hierher wie nach Venedig. Es ist nun etwas einfacher, denn die AUA, wenn sie denn fliegt, tut dies nun zwei Mal pro Woche direkt von Wien nach Marseille. Wir waren diesmal zu dritt und für eine von uns war es der erste Aufenthalt, also eine ideale Gelegenheit etwas länger zu bleiben. Endlich hatte ich genügend Zeit zum Sketchen. Wir hatten eine so sensationelle Aussicht von der Terrasse des Hotelzimmers, dass ich dafür gar nicht weit gehen musste.

Das lädt förmlich dazu ein sich an einige Panoramen zu wagen. Damit habe ich kaum Erfahrung, aber das ideale Sketchbook. Zufällig habe ich es voriges Jahr in Greenwich entdeckt: Es ist klein, quadratisch und leicht, weshalb ich es problemlos auf die Insel If mitnehmen konnte. Egal, wo man in Marseille ist, man sieh immer die Basilika Notre-Dame de la Garde, die majestätisch über der Stadt thront, auch von der Insel.

 

If hat einen eigenen kleinen Leuchtturm.

 

Das Château d’If, die eigentliche Attraktion, ist architektonisch nicht so komplex, aber ideal, wenn man es eilig hat, weil das Boot zurück bald anlegt.

Wie gesagt, die Kirche sieht man von überall, wie etwa hier vom Hotel aus.

Und nun endlich ein Panorama. Die Frioul-Inseln inklusive If und der Île Gaby mit dem Fort de Tourville gesehen von der Corniche Kennedy, Marseilles berühmter Küstenpromenade.

Das andere Panorama zeigt einen Teil der Aussicht vom Hotelzimmer. Fort Saint-Nicolas, Palais du Pharo, der alte Hafen, Fort Saint-Jean, der Tour du fanal und das Panier – alles auf einem Blick. Ich war schon mitten im Zeichnen, als mir auffiel, dass ich irgendwie hunderte Boote aufs Papier bringen muss.

 

 

Mein Plan endlich genügend Zeit für einen Sketch des Opernhauses aufzubringen, scheitere wieder.  Das Gebäude liegt immer Schatten und um es gut zu sehen, muss man sich fast auf die Fahrbahn setzen. Das ist unter normalen Umständen schon recht riskant, aber angesichts der diesmaligen Großbaustelle in der Straße war es absolut nicht empfehlenswert. Das war um so bedauernswerter, weil ich selbstverständlich nicht der grandiosen Ansichten wegen hergekommen gekommen bin, sondern wie immer für einen Besuch des Opernhauses. Diesmal war es ein absolutes Novum für mich: Jules Massenets Don Quichotte habe ich noch nie zuvor gehört, geschweige denn gesehen. Als der Komponist Fjodor Schaljapin, dem Sänger der Titelrolle in der Uraufführung, einige Passagen vorspielte, soll dieser angeblich in Tränen ausgebrochen sein. Das glaube ich sofort. Es war die traurigste und berührendste Oper, die ich je erlebt habe, was durch die grandiose Aufführung noch verstärkt wurde. Mit nächster Saison gibt es eine neue Direktion. Ich bin schon gespannt, ob meine periodischen Ausflüge nach Marseille auch in Zukunft stattfinden werden.

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