Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Teil 1

Der Überschrift ist in diesem Fall bedingungslos zuzustimmen, weil sich dieser Beitrag auch mit Silber beschäftigt.

Mittlerweile benutze ich beim Urbansketching fast ausschließlich Tinte und Aquarellfarben. Beide Media stoßen an ihre Grenzen, sobald man Gold oder Silber darstellen möchte. Ein Problem, welches ich vom Zinnfigurenbemalen nicht kenne, weil es dort sowohl einfach Methoden als auch gute Produkte dafür gibt. Wie bringe ich also ein wenig Glanz in meine Zeichnung? Vielleicht sollte ich zuerst klären, warum sich mir diese Frage überhaupt stellt.
Wien ist voll mit barocken Bauwerken, wo es immer irgendwo irgendwas Vergoldetes gibt. Die meisten Innenräume unserer Kirchen blenden den Betrachter geradezu. Dann gibt es da noch das Gold des Weihnachtsschmucks, das Glitzern des Schnees, etc. Es ist schwer, das mit einer Aquarellfarbe und Weißraum herzustellen. Bei größeren Flächen mixe ich für Silber oder Stahl ein helles Grau, für Gold verwende ich Quinacridone Gold von Daniel Smith. Um den Glitzereffekt herzustellen, habe ich verschiedene Utensilien ausprobiert. (Egal ob mit Kamera oder Scanner, es ist mir nicht gelungen die Farben naturgetreu wiederzugeben. Die Bilder sind bestenfalls Annäherungen.)

Gelstifte

Uni-bal Signo Silber: Der glitzert richtig, deckt allerdings die Unterfarbe komplett ab, weshalb er sich nicht für dezente Glanzlichter eignet. Ich habe ihn einmal für einen Laternenmast verwendet, der danach den Eindruck vermittelt, als wäre er eine Weihnachtsdekoration. Leider haften die Glitzerpartikel nicht gut, es kann also passieren, daß sie plötzlich auf der gegenüberliegenden Sketchbuchseite, den Fingern, oder in einer anderen Farbe landen.

Pentel Hybrid Gel Grip K118 Gold: Das Gold ist ebenfalls komplett deckend, glitzert jedoch nicht. Es wirkt flach und sieht aus wie ein dunkles Gelb.

Ich finde beide Gelstifte nicht wirklich geeignet. Sie sind opak, wasserfest, lassen sich nicht flächig auftragen und haben entweder zu viel, oder zu wenig Glanz.

Pastel Sticks

Anläßlich einer Produktpräsentation von Cretacolor habe ich die Pastel Carré Sticks in Silber und Gold bekommen. Letzteren habe ich bereits bei einer Zeichnung vom Hochaltar der St. Anna Kirche benutzt. Selbst mit viel Fantasie kann mir nicht erklären, was diese beiden Vierkantstäbchen mit Gold und/oder Silber zu tun haben. Eines erzeuge eine dunkelgraue Farbe, das andere eine, die ich als schmutziges Gelb bezeichnen würde. Sie sind wasserfest und lassen sich flächig auftragen, wobei die Struktur des Papiers immer sichtbar bleibt. Das Silber deckt den Untergrund ab, das Gold gleichfalls, allerdings sieht man es auf einer anderen Farbe kaum.

Coliro (Finetec) Pearlcolors

Diesen Tip verdanke ich Betti, einer netten Kollegin von den USK Vienna. Die Farben verhalten sich fast genauso wie Aquarellfarben. Statt in Tuben kommen sie in runden Näpfchen mit ca. 3 cm Durchmesser. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, werden sie in ausgewählten Geschäften verkauft. Ich habe die Farben problemlos und sehr rasch über den hauseigenen Webshop erhalten. Die Auswahl an Farbtönen ist sehr groß. Ich habe mich für zwei unterschiedliche Goldtöne entschieden.

Tibet Gold (M610) ist deckender, mit einem rötlichen Schimmer.

Gold Pearl (M640) ist kälter und transparenter.

Für Silber habe ich neben dem Klassiker eine spezielle Variante entdeckt.

Sterling Silver (M660) ist ein deckendes Silber.

Stardust (M021) gehört zu den Coliro Shimmer Pearlcolors, die es in unterschiedlichen Farben gibt. Sie sind transparent und entfalten erst auf einem dunklen Untergrund ihre Wirkung. Ihrer Transparenz wegen, lassen sie sich aber gut mit anderen Farben vermischen, ohne deren ursprünglichen Farbton zu verändern. Gerade für Schnee scheinen sie perfekt.

Da Pearlcolors sind unterschiedlich opak, was sich aber – wie bei Aquarellfarben – durch die hinzugegebene Wassermenge bis zu einem gewissen Grad kontrollieren läßt. Tibet Gold ist wenig transparent, es deckt heller Untergrundfarben fast gänzlich ab. Trägt man sie über die getrocknete Aquarellfarbe auf, muß man bei allen Pearlcolors vorsichtig sein, weil sich die untere Farbe leicht ablöst, sobald sie wieder mit Wasser in Berührung kommt.
Vermutlich können die Pearlcolors aus den großen Näpfchen in kleiner umgefüllt werden. Ich rate jedoch davon ab, sie gemeinsam mit den "normalen" Aquarellfarben in einem Malkasten zum Mischen zu verwenden, weil man ganz schnell Glitter an Stellen und Farben hat, wo man ihn nicht möchte.
Die Pearlcolors lassen sich sehr gut aus dem Pinsel auswaschen. Das Wasser sollte man danach nicht mehr verwenden, da die Glitzerpartikel darin schwimmen.

Bis jetzt sind die Pearlcolors eindeutig meine Favoriten. In den nächsten Tagen werde ich nochmals alle Utensilien in einer Zeichnung testen. Alles über den Test kann man hier lesen: Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Teil 2

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